aus Ebsdorfs Geschichte

Wer nach Ebsdorf kommt, spürt heute noch , daß dies ein Ort mit stolzer Geschichte sein muß.
Nicht nur die stattlichen Fachwerkhöfe im fränkischen Stil, auch der Kirchhof mit seiner Wehrmauer, vor allem aber der Ortsgrundriß mit seinen konzentrisch angelegten Straßen- und Siedlungsringen weisen auf eine zentrale Bedeutung von Ebsdorf hin.
alte Karte

Tatsächlich wird Ebsdorf urkundlich erstmals im Jahr 750 bereits als fränkische Reichsvogtei "Ebilizdorf" erwähnt. Seit dem frühen Mittelalter bis in die napoleonische Zeit war Ebsdorf Gerichtssitz für den Ebsdorfer Grund und hatte deshalb eine zentrale Bedeutung im Tal der Zwester Ohm. Die Salierkaiser besaßen in Ebsdorf an der "Langen Hessenstraße" wahrscheinlich eine Kaiserpfalz und weilten öfter in Ebsdorf.

Im 18. und 19. Jahrhundert war Ebsdorf auch Marktort für Vieh- und Krammärkte, die aus dem gesamten Ebsdorfer Grund und weit darüber hinaus besucht wurden und die wirtschaftliche Bedeutung des Ortes weiter festigten. Erst im 20. Jahrhundert hat Ebsdorf seine Zentralfunktion weitgehend verloren. Heute gehört es mit 10 weiteren Ortsteilen zur 1974 gegründeten Großgemeinde Ebsdorfergrund.

Kirche

Die Kirche aus dem 13. Jahrhundert mit ihrem eindrucksvollen Wehrturm und ihrem mauerumwehrten Kirchhof bildet den Kern der Dorflage, um den sich in zwei Ringen die Gehöfte gruppieren.

Entsprechend der hohen Fruchtbarkeit der Lößböden dominieren große fränkische Hofanlagen mit eindrucksvollem Eichenfachwerk, die vom Wohlstand ihrer Erbauer zeugen.

Die Straßen, die die Gehöfte um den Kirchhof in einem doppelten Ring umschließen, waren wahrscheinlich ursprünglich von Wehrgräben bzw. Heckenwällen begleitet. Am Rand dieses Rings finden sich auch kleinbäuerliche Einhausgehöfte, deren Bewohner wohl als Tagelöhner, Waldarbeiter oder Handwerker auch auf außerlandwirtschaftlichen Broterwerb angewiesen waren.

So kennzeichnet der Dorfgrundriß Ebsdorf als ein ehemals wehrhaftes Dorf wohlhabender Bauern.

Die beiden zentralen Plätze, der Lindenplatz und der Platz an der Gerichtslinde, sind dem Kirchhof direkt zugeordnet. Diese Tatsache unterstreicht dessen zentrale Bedeutung für die Dorfstruktur.

Auf dem erhaltenen Steinrondell unter der Gerichtslinde hielt der Dorfschultheiß mit 12 Schöffen Gericht. Der Lindeplatz mit seinem Brunnen war ein zentraler Treffpunkt für die Dorfbevölkerung. Hier lag auch das alte Schulhaus.

 

 Geschichtlicher Abriß

750 - 779   Erste urkundliche Erwähnung im Codex fuldensis  
1054 Besuch von Kaiser Heinrich III.
1057/1066 Besuch von König Heinrich IV.; Bestehen eines salischen Königshofs (??)
ca. 1200 Entstehung der heutigen Kirche; letzte Renovierungen 1977/1978 mit Freilegung von Wandmalereien; Orgel von 1785 - 1788
1249 Herzogin Sophie von Brabant übernimmt in einem Pachtvertrag den Ebsdorfer Besitz vom St.Stephansstift Mainz
1618-1648 Der Ebsdorfer Grund, durch den der Handelsweg "Die langen Hessen" führte, wurde durch den 30-jährigen Krieg stark gebeutelt. Ebsdorf war zeitweise ganz verlassen.
1669 Errichtung des ältesten datierten und noch heute bestehenden Fachwerkhauses
1728 Erster Pferdemarkt in Ebsdorf; ab dem Jahr 1747 sechs solcher Märkte jährlich zu feststehenden Zeiten.
1904 Gründung einer Diakonissenstation; aufgegeben 1996
1905 Einweihung der Kreisbahn von Marburg-Süd nach Ebsdorf, später bis nach Dreihausen. Einstellung des Betriebs am 31.12.1972.
1906 Bau des Kindergartens in der Hauptstraße; 1993 Umzug in den Neubau an der Regenbogenschule
1914 Bau der Wasserleitung
1945 im März fallen ca. 85 Bomben auf das südwestliche Gebiet von Ebsdorf
1950 ganz Ebsdorf begeht festlich seine 1200-Jahr-Feier
1974 Einweihung des Bürgerhauses
1974 Gründung der politischen Großgemeinde Ebsdorfergrund mit 11 Ortsteilen, darunter Ebsdorf
1983-1992 Ebsdorf nimmt am hessischen Dorferneuerungsprogramm teil
1993 Einweihung der neuen Grundschule(Regenbogenschule)
31.12.1998 Ebsdorf hat 1006 Einwohner, 17 Trachtenträgerinnen, 3 Vollerwerbslandwirte, 1 Pfarrer, 3 Kneipen und ca. 22 Vereine, von denen der älteste, der Männergesangverein, seit 104 Jahren besteht.
04.05.1999 Ebsdorf geht ins Internet
2001 Ebsdorf wird beim Bundeswettbewerb "Unser Dorf soll schöner werden - unser Dorf hat Zukunft" mit einer Bronzeplakette ausgezeichnet, nachdem schon vorher im Bezirks- und Landeswettbewerb die Gold- und Silbermedaillen errungen wurden.
2010 Nach über zwanzigjähriger (Ver)Planungs- und Wartezeit wird im Mai 2010 endlich das letzte Teilstück der Fahrradwegverbindung von Marburg über Bortshausen nach Ebsdorf fertiggestellt und eingeweiht.
2011 Die letzte in Ebsdorf noch verbliebene Speisegaststätte mit Saal und Biergarten muß schließen. Ebsdorf verfügt nun nur noch über eine einzige Gaststätte, die Kegelbahngaststätte im Untergeschoß des Bürgerhauses.
2016 Nach rund 20-jähriger Dominanz verliert die SPD zwei Sitze im fünf-köpfigen Ortsbeirat Ebsdorf und damit ihre absolute Mehrheit. Diese hält nun die Dorfgemeinschaftsliste mit drei Sitzen. Die neu angetretene Liste 'Bürger für Ebsdorf' erhielt 24,4% und damit einen Sitz.